
Elise Kopper (rechts im Bild) ist Geschäftsführerin des Frauennetzwerks für Frieden e.V. Das Netzwerk zählt zu den Gründerinnen von Pro Peace und feiert in diesem Jahr ebenfalls das 25. Jubiläum.
Laut Untersuchungen des Council on Foreign Relations saßen bei Friedensverhandlungen der letzten fast 30 Jahre im Durchschnitt neun Männer und eine Frau am Tisch. Ja, es gab – und gibt auch weiterhin – Verhandlungen, an denen keine einzige Frau beteiligt ist! Es sind bis heute also vor allem Männer, die über die Zukunft ganzer Gesellschaften entscheiden.
Was lässt uns glauben, dass Männer das mit dem Frieden so viel besser hinkriegen als Frauen? Vor allem, wenn wir uns eine weitere Zahl anschauen: Wenn Frauen aktiv an Friedensabkommen beteiligt sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese länger als 15 Jahre halten, um 35 Prozent.
Die gleichberechtigte Beteiligung von Frauen in Friedensfragen ist enorm wichtig. Sie ist aber nicht alles. Diejenigen, die über Frieden verhandeln, müssen auch vom Frieden her denken – „FriedensFrauen an die Friedenstische!“ lautet deshalb eines der zentralen Credos der Frauenfriedensbewegung. Und meint damit Frauen aus allen gesellschaftlichen Bereichen und Schichten, mit unterschiedlicher Herkunft, Erfahrung und in all ihrer Vielfalt. Nur eines muss sie vereinen: das echte Bemühen um Frieden.
Aber die Frauen wollen noch mehr. „Move the money from war to peace!“ – „Rüstet ab und investiert in den Frieden!“ fordert die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit. Denn Frieden bedeutet mehr als ein Schweigen der Waffen. Er bedeutet umfassende soziale Gerechtigkeit, die alle Menschen mit einbezieht und entsprechend finanziell ausgestattet sein muss.
Viele Teile der „klassischen“ Friedensbewegung teilen diese Forderungen. Doch nach meinen Erfahrungen ist es gerade die feministische Perspektive der Frauenfriedensbewegung, die den Finger noch tiefer in die Wunde legt. Sie hinterfragt ganz grundsätzlich, für wen und durch wen bislang Politik gemacht wurde und auf wessen Wissen diese Politik beruht. Sie denkt Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, LGBTQI*-Rechte und Frieden konsequent zusammen. Sie fordert noch lauter das Aufbrechen von patriarchalen, kolonialen, sexistischen und rassistischen Strukturen und will eine noch radikalere Umkehr der gegenwärtigen Politik erreichen.
Darum braucht es gestern, heute und morgen eine starke, feministische Frauenfriedensbewegung – und viele Menschen egal welchen Geschlechts, die sich ihr und ihren Forderungen anschließen.