Ein Forstwirt in der Wüste

Online-Lesung zum Irak

Seit Jahrzehnten erlebt der Irak Krieg und Gewalt. Und trotzdem gibt es mutige Menschen, die sich für eine bessere Zukunft einsetzen: zum Beispiel für Klimaschutz oder für Frieden und Versöhnung. Bei der Online-Lesung erzählte die Irak-Korrespondentin Birgit Svensson, welche Veränderungen sie in den vergangenen Jahren beobachtet hat. Pro Peace-Landesdirektorin Raife Janke berichtete außerdem über die Friedensarbeit im Nordirak.
Symbol Lesung Klimakämpfer Irak
© Photo by Damian Denis on Unsplash

Im Irak wächst Hoffnung. Im wahrsten Sinne des Wortes: Muwafag Mubareka und seine Mitstreiter*innen pflanzen Bäume. Denn der Irak ist nicht nur zerrissen von Kriegen und Konflikten, sondern auch besonders bedroht von der Klimakrise. Im Sommer steigen die Temperaturen auf über 50 Grad und die Wüste breitet sich aus. Auch die Kämpfe der Vergangenheit haben vielerorts verbrannte Erde hinterlassen. Dem will Forstwirt Mubareka etwas entgegensetzen. Genau wie viele Aktivist*innen weltweit setzt er sich für eine grünere Zukunft ein.

Birgit Svensson erzählt seine Geschichte in dem neuen Buch „Die Klimakämpfer“ (Penguin Verlag), einer Sammlung von Reportagen über mutige Menschen, die sich rund um den Globus für Klimaschutz einsetzen. Bei der Online-Lesung von Pro Peace berichtete die Journalistin, dass das Bewusstsein für Umweltthemen im Irak in den letzten Jahren gestiegen sei: „Die Umwelt ist derart verschmutzt, dass es wirklich jeden im Alltag trifft“, so Svensson. Dies führe zu einem Umdenken in der Bevölkerung. Immer mehr Menschen engagierten sich in Umweltinitiativen wie zum Beispiel dem Verein „Millionen Bäume“, den Muwafag Mubareka gegründet hat. Der Verein pflanzt Bäume, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und vom Krieg zerstörte Landschaften wieder aufzuforsten.

Rund 90 Zuschauer*innen schalteten bei der Online-Lesung ein. Aus der Reportage las Jörg Hustiak, der als Sprecher unter anderem für ARD und arte arbeitet und seit vielen Jahren Veranstaltungen mit internationalen Autor*innen in Literaturhäusern gestaltet. Das Video der Veranstaltung können Sie hier anschauen:

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© Pro Peace

Birgit Svensson berichtet bereits seit 2003 regelmäßig aus dem Irak. Unmittelbar nach dem Einmarsch des US-Militärs und ihrer Verbündeten reiste sie durch das vom Krieg gezeichnete Land. Sie war als erste deutschsprachige Journalistin beim Sondertribunal gegen Saddam Hussein zugelassen, berichtete über den Kampf ums Öl und den Aufstieg und Fall der Terrorgruppe „Islamischer Staat“. Ihre Reportagen sind Zeugnisse eines Landes im Umbruch.

Auch die Proteste vor allem junger Menschen, die sich in den vergangenen Jahren für politische Veränderungen eingesetzt haben, hat sie vor Ort miterlebt. Die Demonstrationen hätten einiges bewirkt, erklärte Svensson bei der Online-Lesung: „Sie haben geschafft, dass die Regierung zurücktreten musste.“ Bei den vorgezogenen Neuwahlen seien dann viele Abgeordnete gewählt worden, die die Demonstrationen unterstützt hätten oder selbst auf die Straße gegangen seien. „Das heißt, dass die Vertreter der Protestbewegung im neuen Parlament ganz stark mitreden können. Das ist ein großer Fortschritt.“

Verlorenes Vertrauen wiederaufbauen

Auch Raife Janke, Landesdirektorin von Pro Peace im Irak, war bei der Online-Lesung zu Gast. Sie berichtete über die Friedensarbeit im Norden des Landes. Dort baut Pro Peace zurzeit ein Programm in der Region Ninewa auf, die von der Terrorherrschaft des sogenannten Islamischen Staats besonders betroffen war. Tausende Menschen wurden umgebracht oder aus ihrer Heimat vertrieben, darunter viele Angehörige der jesidischen Minderheit.

Die Konflikte in der Region reichten weit zurück, erläuterte Raife Janke. Das Vertrauen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen sei durch die Gewalterfahrung der vergangenen Jahre und Jahrzehnte völlig zerrüttet. „Die Spaltungen sind tief verwurzelt. Unsere Aufgabe als Friedensorganisation ist es nun, diese Gewalterfahrung aufzuarbeiten. In diese Richtung wollen wir langfristig arbeiten.“ Ein Schwerpunkt sei dabei die Arbeit mit Frauen und jungen Menschen sowie die Unterstützung des Aufbaus zivilgesellschaftlicher Strukturen.

Zum Buch: „Die Klimakämpfer“ (Hrsg.: Marc Engelhardt)

Jeden Tag kämpfen weltweit Aktivist*innen gegen die Klimakrise – von Mosambik bis Mexiko, von den Philippinen bis nach Brasilien, vom Irak bis in die Ukraine. Die Journalist*innen von „Weltreporter.net“, einem Netzwerk deutschsprachiger Medienschaffender im Ausland, haben diese Menschen besucht und ihre Geschichten gesammelt. Das Buch „Die Klimakämpfer“ (Herausgeber: Marc Engelhardt) erschien im November 2021 beim Penguin Verlag.

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