
Als der palästinensisch-israelische Dokumentarfilm „No Other Land“ im März 2025 den Oscar für den besten Dokumentarfilm gewann, wurde die palästinensische Gemeinde von Massafar Yatta und ihr jahrelanger gewaltfreier Widerstand gegen israelische Siedler*innen und das israelische Militär einem internationalen Publikum bekannt. Tragischerweise hat sich trotz der Aufmerksamkeit, die der Film auf die Realität der palästinensischen Gemeinden gelenkt hat, die unter ständiger Bedrohung durch Zerstörung ihrer Häuser, Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen und Ernten sowie direkter physischer (manchmal tödlicher) Gewalt durch israelische Siedler*innen und das israelische Militär leben, nur sehr wenig geändert.
Bis Juli 2025 wurden 635 Palästinenser*innen durch Gewalt von Siedler*innen aus ihren Häusern vertrieben¹, und diese Zahl ist aufgrund der mittlerweile fast täglichen Angriffe von Siedler*innen weiter gestiegen. In einem viel beachteten Fall wurde Awda Al-Hathaleen, einer der Protagonisten des Dokumentarfilms „No Other Land“ und prominenter Aktivist in der Gemeinde, von Yinon Levy ermordet, einem israelischen Siedler, gegen den längst schon Sanktionen der EU verhängt worden waren. Nach der Tat wurde er für vier Tage unter Hausarrest gestellt, darf sich seitdem aber wieder frei bewegen.
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Fokus auf Hoffnung statt auf Schwierigkeiten
Es überrascht daher nicht, dass die meisten Bilder, die von diesen Gemeinden geteilt werden, die Gewalt und Angst widerspiegeln, unter denen sie leben. Pro Peace startete zusammen mit der lokalen NGO Al-Shmoh Ende 2024 ein Projekt mit dem Titel „Voice of the Land“ (Deutsch: „Stimme des Landes“) zum Thema Fotografie und Videografie mit jungen Menschen aus Massafar Yatta und Tubas, einer Gemeinde im Jordantal, die ebenfalls stark von der Gewalt und Schikanen der Siedler*innen und des israelischen Militärs betroffen ist. Geplant war, sie dabei zu unterstützen, die Schwierigkeiten des Lebens unter dieser Gewalt zu dokumentieren. Stattdessen teilten die jungen Frauen und Männer nach mehreren Monaten voller Workshops vor allem Fotos und Videos, die ihre tiefe Verbundenheit mit dem Land, der Gemeinschaft und ihrer Kultur zum Ausdruck brachten, verbunden mit einem starken Gefühl der Hoffnung und Widerstandsfähigkeit, dass sie weiterhin Teil davon bleiben würden. Zusammen mit Rihan Taha, Projektbeauftragte von Pro Peace, und der NGO Al-Shmoh stellte die Gruppe eine Auswahl von 45 Fotos und kurzen Videos zusammen, um zu zeigen, wie sie ihre Herkunft darstellen wollten. Dies gipfelte in einer eintägigen Ausstellung mit dem Titel „Perspectives“ (Deutsch: „Perspektiven“) am 25. September 2025 in Ramallah.
Die zehn Nachwuchskünstler*innen führten Besucher*innen durch die Ausstellung.
Bilder vom Leben
Als die Besucher*innen die Ausstellung betraten, trafen sie zunächst auf die zehn Nachwuchskünstler*innen, deren Porträts am Eingang ausgestellt waren, jeweils mit einem Zitat von ihnen. Bei Führungen durch die Fotografien hatten Besucher*innen die Möglichkeit, sich persönlich mit den Kunstschaffenden auszutauschen. Dabei gaben die Künstler*innen Einblicke in die Inspiration zu den Bildern und erklärten den Besucher*innen, was sie mit den Bildern ausdrücken wollten. Die Fotos selbst zeigten verschiedene Dinge, wie Landschaften mit Ackerland, auf der Straße spielende Kinder, durch einen Angriff von Siedler*innen verbrannte Felder, alte Männer beim Zeitunglesen, die Zubereitung traditioneller Speisen und eine gebrauchte Tränengasgranate der israelischen Armee, die zu einem Strauß leuchtend gelber Blumen umfunktioniert worden war. Die von der Gruppe aufgenommenen Videos wurden zu einem 20-minütigen Film zusammengeschnitten, der separat gezeigt wurde. Die Videos enthielten ein Interview mit einem Bauern in Massafar Yatta, dessen Haus und Land wiederholt von Siedler*innen angegriffen wurden, einen Tag im Leben junger Schüler*innen, die auf ihrem Weg zur Schule an von Siedler*innen errichteten Straßensperren vorbeikommen, und eine junge Frau im Gespräch mit einer älteren Verwandten, die ihr Geschichten über Kultur und Traditionen rund um Kleider in der Gemeinde erzählt.
Zu jedem Kunstschaffenden gab es ein Portrait mit Zitat am Eingang der Ausstellung.
Insgesamt vermittelten die Bilder und Videos das LEBEN in ihren Gemeinden und ihre Entschlossenheit, dieses Leben nicht aufzugeben. Sie zeigten, wie die Menschen beharrlich darauf bestehen, auf ihrem Land und in ihren Gemeinden zu bleiben – mit Stolz auf ihre Traditionen und Kultur. Ihre Hoffnung war, dass diese Bilder Menschen erreichen, die noch nie in Masafer Yatta oder Tubas waren, und dass sie verstehen, dass es dort Hoffnung und Widerstandskraft gibt: die feste Entschlossenheit zu bleiben, ganz gleich, welchen Herausforderungen sie sich täglich stellen müssen.
Besuchende waren von der Ausstellung "Perspectives" sehr begeistert.
Für Pro Peace war es eine große Freude, dieser Gruppe junger Menschen die Möglichkeit zu geben, sich Gehör zu verschaffen. Es war wunderbar zu sehen, wie sie den Besucher*innen der Ausstellung ihre Arbeit vorstellten, wie stolz sie auf ihre Arbeit waren und wie sehr die Ausstellung die Menschen beeindruckte.