Friedensarbeit ist die beste Prävention von Terror und Gewalt!

Mussolini Sinsuat Lidasan aus den Philippinen und Archimandrit Emanuel Youkhana aus dem Irak berichten von ihren Erfahrungen

Datu Mussolini Sinsuat Lidasan, Geschäftsführender Direktor des Al Qalam Institute, Mindanao/Philippinen und Mitglied der vom philippinischen Präsidenten berufenen Bangsamoro Transition Commission erläuterte die Ursachen von Gewalt und Radikalisierung im Süden der Philippinen: „Wenn wir die Ursachen von Gewalt in den Philippinen verstehen wollen, dann müssen wir über die Missstände und Leiden der Bevölkerung sprechen.“
Sven Reuter (forumZFD), Moderator Herbert Wulf, MISEREOR-Geschäftsführer Thomas Antkowiak und Archimandrite Emanuel Youkhana aus dem Irak auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2018
© Misereor

Philippinen: Friedenslösung kann Radikalisierung stoppen

Er wies darauf hin, dass die Radikalisierung eng mit dem jahrhundertelangen Kampf der muslimischen Bevölkerung um Selbstbestimmung verbunden sei. Viele junge Männer hätten sich aus Frustration mit dem jahrzehntelangen Friedensprozess radikalisiert. Darum sprach sich Lidasan eindringlich für eine baldige politische Lösung des Konflikts aus.

Der hochrangige Priester der assyrischen Kirche des Ostens, Archimandrit Emanuel Youkhana aus dem Nordirak, schilderte in bewegenden Worten die multiple Problemlage in seiner Heimat. Nachdem die Terroristen des sogenannten Islamischen Staates die Kontrolle über die meisten von ihnen eroberten Gebiete im Land wieder verloren haben, stehe der Irak vor der Herkulesaufgabe, die in diverse Ethnien und Regionen zersplitterte Bevölkerung zu motivieren, in friedlicher Koexistenz miteinander zu leben.

Irak braucht friedliche Koexistenz und Entwicklung

Es bedürfe gestärkter Nichtregierungsorganisationen und anderer zivilgesellschaftlicher Kräfte, um gemeinsam mit den staatlichen Institutionen Zukunftsperspektiven, Bildung, Arbeit und Einkommen besonders für benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu organisieren. „35 Prozent der Menschen im Land leben unter der Armutsgrenze“, beklagte Father Emanuel.

Gleichzeitig müsse die Diskriminierung von Teilen der Bevölkerung aufhören. „Der IS ist ja nicht über Nacht gekommen.“ Es sei entscheidend für einen friedlichen Irak, alle Bevölkerungsgruppen einzubeziehen: Sunniten, Schiiten, Kurden, sowie weitere ethnische und religiöse Gruppen, sagte Emanuel. Er ist Direktor der Hilfsorganisation CAPNI (Christian Aid Programme) im Nordirak.

Es müssten verstärkte Anstrengungen unternommen werden, um in der Armutsbekämpfung, der Friedensarbeit und der Verwirklichung von Menschenrechten mehr Fortschritte zu erzielen, erklärten forumZFD und MSIEREOR anlässlich der Veranstaltung. Dies sei aktive Prävention auch von Terrorismus. Denn Erfahrungen von Ungerechtigkeit, andauernden Gewaltkonflikten und staatlichen Repressionen könnten Menschen in die Radikalisierung treiben.

Weitere Informationen

DOCUMENTATION. Strategies against Terrorism and Violent Extremism: Military and Civilian Perspectives. Insights from Mindanao, Philippines, and Iraq

 

BILD: Diskutierten am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz über zivilgesellschaftliche Konfliktbewältigung und Gewaltprävention: Sven Reuter (forumZFD), Moderator Herbert Wulf, MISEREOR-Geschäftsführer Thomas Antkowiak und Archimandrite Emanuel Youkhana aus dem Irak, Foto: MISEREOR