Interview mit Maria Schmelzer und Josef Jansen in Jülich

© Pro Peace

Ihr unterstützt Pro Peace schon lange in vielfältiger Weise. Was motiviert euch?

Maria: Wir kennen Pro Peace, damals noch unter dem Namen forumZFD, bereits seit seinen Anfängen in den 90er Jahren. Wir blieben dabei, als die Organisation nach Köln zog und beobachten bis heute wie sie wächst und sich immer wieder erneuert. Letzteres als wichtige Reaktion auf vielfältige Veränderungen in unserem Land und weltweit.

Josef: Für mich als Priester ist es selbstverständlich, dass die Botschaft der Bibel und das Beispiel Jesu mich herausfordern, konkret etwas zu tun, um dem Frieden unter den Menschen einen wichtigen Platz zu verschaffen. Im Engagement für Pro Peace sehe ich eine mir entsprechende Möglichkeit.

Inwiefern spielt das Thema Krieg in eurer persönlichen Lebensgeschichte eine Rolle?

Maria: Ich bin mitten im Krieg geboren. Mein Vater ist „im Krieg geblieben“. Das heißt, er starb verwundet im Dezember 1941 im Lazarett, ich war vier Monate alt. Die Bewunderung für meine Mutter, die mit uns Kindern im Krieg durchkommen musste, wird umso größer, je mehr ich heute wahrnehme, wie umfassend Bomben, Granaten und Drohnen menschliches Leben bedrohen.

Ich vermag nicht mehr zu unterscheiden, was ich selbst erlebt und was mir eindringlich erzählt wurde. Ich sehe mich durch brennende Straßen laufen mit herabstürzenden Gebäudeteilen. Ab und zu knallt es gewaltig, und jemand stellt fest: "Wieder einer in die Luft geflogen!", weil die Person auf eine Mine getreten ist, die überall herumlagen. Und ich erinnere mich, dass es Tage gab, an denen unsere Mutter uns eine Schnitte Brot gab und sagte: "Damit müsst ihr satt sein!". All das hat sich mir eingebrannt – Krieg ist einfach nur entsetzlich.

Wir halten Friedensarbeit für immer wichtiger.

Maria Schmelzer und Josef Jansen

Josef: In lebhafter Erinnerung sind mir – ich war damals zehn Jahre alt – die Erzählungen meines Großvaters, der im Ersten Weltkrieg vier Monate in den Sumpfgebieten an der Somme in Frankreich war und den Tod vieler Kameraden erleben musste.

Während meines Studiums besuchte ich 1965 Verdun und sah im sogenannten Beinhaus die Knochen von 40 000 Toten: Schädel an Schädel, Armknochen an Armknochen, Oberschenkel an Oberschenkel - in Reih und Glied geordnet liegen. Einfach grausam.

Und was mich immer noch erschüttert: Fünf Brüder meiner Mutter kamen aus dem Zweiten Weltkrieg nicht zurück. Ein Bruder kam erst nach dem Besuch Adenauers in Moskau mit erfrorenen Füßen aus russischer Gefangenschaft nach Hause.

Wie kam es zu eurer Entscheidung, Pro Peace in euren Testamenten zu berücksichtigen?

Maria: Das ist nur folgerichtig: Meine Herkunftsfamilie ist tot, eine eigene Familie habe ich nicht gegründet. Es erscheint mir sinnvoll, das, was übrig bleibt, an Pro Peace zu geben. Weil ich den Mitarbeitenden vertraue, weil ich die Friedensarbeit für immer wichtiger halte, gerade in der heutigen Zeit.

Josef: Nachdem ich schon eine Summe für den Erwerb des Friedenshauses in Köln zur Verfügung gestellt hatte, beschäftigte mich die Frage, was mit dem Geld geschehen soll, das nach meinem Tod noch übrig ist. Die guten Erfahrungen mit den Menschen, die sich bei Pro Peace engagieren, trugen entscheidend dazu bei, dass ich im Testament diese Organisation als Erbin eingesetzt habe.

Was schätzt ihr besonders an der Friedensarbeit?

Beide: Die Akademie für Konflikttransformation, die 1997 im forumZFD gegründet wurde, bildet Fachleute für Friedensarbeit aus verschiedensten Ländern aus. Sie gibt uns Hoffnung auf eine friedvollere Welt.

Gemäß dem Satz von Jimi Hendrix: "Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt, wird die Welt Frieden finden!", hoffen wir darauf, dass viele kleine Schritte, die in diese Richtung gehen, langfristig eine große Wirkung entfalten. Und dass die Sehnsucht nach Frieden nie aufhört.