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Kommunale Konfliktberatung unterm Eiffelturm

Rückblick auf die Teilnahme von Pro Peace am 8. Paris Peace Forum

Vom 29.-30. Oktober war Pro Peace mit seinem Ansatz der Kommunalen Konfliktberatung geladener Gast auf dem 8. Paris Peace Forum 2025 mit 4.000 Teilnehmenden im Palais de Chaillot. Ein Interview mit Beratungsreferentin Imke Kerber und Leiterin des Programms Kommune und Konflikt Julia Burmann, die dabei sein durften.
Imke Kerber, Alexander Mauz und Julia Burmann beim Paris Peace Forum 2025
© Pro Peace

Was ist das Paris Peace Forum genau?

Imke Kerber: Ein globales Event, jährlich in Paris. Da kommen aus der ganzen Welt Personen. Es bringt hochrangige Politiker*innen und Organisationen zusammen, die sich für Frieden einsetzten. Das ist ein wichtiger Raum, an dem sich Friedensakteure intensiv über aktuelle Trends austauschen. 

Julia Burmann: Es war sehr repräsentative Veranstaltung in einem riesengroßen Palais, unterhalb des Eiffelturms, mit Beteiligung von Präsident Emmanuel Macron, Mitgliedern der französischen Regierung und auch UN-Vertretern. Aber es war auch möglich in sehr detaillierte Dialoge einzusteigen zu ganz konkreten Friedensprojekten oder Projekten der Konflikttransformation vor Ort. 

Wie hat Pro Peace es dorthin geschafft?

Julia Burmann: Wir hatten uns mit unserem Projekt Kommunale Konfliktberatung beworben. Aus zirka 400 Bewerbungen wurden wir dann mit rund 30 anderen ausgewählt. Das ist eine wichtige Bestätigung für unsere Arbeit. Es belegt, dass das, was wir in Deutschland tun, relevant und notwendig ist. Unser ganzes Team hat das durch sein jahrelanges, professionelles Engagement ermöglicht. Ganz viele Kolleg*innen hier haben also erarbeitet, was wir nun in Paris präsentieren durften. 

Imke Kerber: Wichtig für die Auswahl war sicher, dass wir Friedensarbeit und Konflikttransformation in Deutschland auf diesem Niveau betreiben. Dass das nicht nur in anderen Ländern nötig ist, sondern im Herzen Europas. Ich glaube, das war ein Kriterium.

Julia Burmann: Und weil man unserem Projekt sehr gut ablesen kann, wie wirksam Arbeit auf lokaler Ebene ist. Der erste Kontaktpunkt der Menschen zum staatlichen Geschehen liegt hier und es lohnt so sehr, hier anzusetzen, wenn man wirklich nachhaltige Veränderungen schaffen möchte. So können wir unsere Arbeit in Deutschland in Verbindung bringen mit einer Arbeit in Afghanistan oder mit einer Arbeit in Israel/Palästina. Denn trotz völlig anderer Voraussetzung ist unser Ansatz von der Logik her ein globaler Ansatz und keiner, der nur zu einem Land oder einer Region passt. 

Pro Peace war vom 29.-30. Oktober auf dem Paris Peace Forum.

Imke Kerber: Ein weiterer Aspekt war, dass wir Konflikttransformation im Kontext von Migration anschauen. Oder - besser gesagt - Konflikte, die sich in diesem Kontext zeigen. Denn das Thema bewegt weltweit. Und wir haben natürlich versucht, auch das Narrativ etwas zu verändern und zu sagen: Migration ist nicht die Konfliktursache, sondern liegt obenauf, ganz andere Konfliktthemen liegen darunter.

Julia Burmann: Hinzu kommt, dass wir dort tätig sind, wo Polarisierung zunimmt. Und mit unseren Prinzipien der systemischen, beratenden Herangehensweise und dem der Allparteilichkeit professionell Veränderungen in sehr polarisierten Kontexten bewirken können. Das hat auch viele Menschen interessiert, die zu uns an unseren Infostand gekommen sind.

Ihr wart ja zu Dritt in Paris, mit unserem Vorstandsvorsitzenden Alexander Mauz. Was konntet Ihr gemeinsam vermitteln? 

Julia Burmann: Imke Kerber hatte als Sprecherin auf einem der Panels die Hauptrolle: Sie stellte die Details zur Kommunalen Konfliktberatung vollumfänglich vor und setzte sie in Kontext. Sehr gelungen! Alexander hat Pro Peace auf anderem Level und mit Blick auf internationale Zusammenarbeit eingebracht. Und ich hatte am Stand, aber auch sonst, die Chance Pro Peace in der Gesamtheit von Programm- über Lobbyarbeit bis Akademie für Konflikttransformation zu präsentieren, was auf großes Interesse bei vielen Akteuren vor Ort gestoßen ist. So konnten wir die verschiedenen Gesichter von Pro Peace ganz gut beim Paris Peace Forum vertreten.

Was hattet Ihr für Resonanzen? 

Imke Kerber: Mein Eindruck ist, dass die anderen Teilnehmenden des Panels dort ganz gut an die vorgestellten Prinzipen unserer Arbeit anknüpfen konnten. Das hat Nähe geschaffen. Sehr viel Interesse erzeugte unsere systemische Situations- und Konfliktanalyse (SKA), die ich in Teilen vorgestellt habe. Im Nachgang haben mich einige Personen darauf angesprochen, dass sie unseren Ansatz sehr inspirierend finden. Beispielsweise: Die Analysephase nicht nur dazu zu nutzen, Informationen zu sammeln, sondern sie zu begreifen als erste Intervention im Konfliktkontext. Sprich: Erste Beziehungen, Vertrauen aufbauen und dadurch, dass man eine Person ernst nimmt und ihr in einem sicheren Raum zuhört, diese sich für weitere Konfliktbearbeitung öffnet. Dazu bekam ich positive Resonanz. Ansonsten waren am Stand viele interessierte Personen, nachgefragt wurde zu Deutschland, der Kommunalen Konfliktberatung und internationalem Engagement.

Julia Burmann: Vielleicht ist genau das auf so positive Resonanz gestoßen: Dass wir international und mit sehr ähnlichem Ansatz in Deutschland tätig sind. Das verleiht Glaubwürdigkeit und Legitimität, das wurde in Paris gesehen und anerkannt. Für mich war auch spannend, dass man mit einigen Gesprächspartner*innen schon weiterdenken konnte: Wie können wir digitale Tools in die systemische Situations- und Konfliktanalyse einbauen, welche Rolle kann das spielen? 

Welches Interesse wurde der KKB entgegengebracht?

Imke Kerber: Mich hat überrascht, dass Menschen klar kommuniziert haben: „Mensch, so was brauchen wir auch hier in Frankreich!“ Das fand ich auch nochmal schön zu sehen, neben den Anknüpfungspunkten von den Personen, die im globalen Süden an den Themen arbeiten, gab es viel Interesse, die Kommunale Konfliktberatung nach Frankreich zu holen. 

Und was für Eindrücke habt Ihr selbst in Paris eingesammelt?

Julia Burmann: Diesjährige Schwerpunkte waren Frieden und künstliche Intelligenz sowie Environmental Peacebuliding, also Themen, die uns auch hier beschäftigen. Sehr relevante Themen sind auf verschiedenen Panels, verschiedenen Ständen, in unterschiedlichsten Formaten diskutiert worden. 

Imke Kerber: Ich sah unglaublich viele engagierte Personen und hörte tolle Ideen, die es auszuarbeiten gilt. Beflügelnd war, lokale Friedensansätze in den Fokus zu nehmen. Daneben gab es in vielen Panels sehr kritische Stimmen und Sorgen, die die Herausforderungen der Zeit betont haben. Das war eine interessante Mischung, die mich begeistert und inspiriert hat und mir half, neue Motivation zu schöpfen. So habe ich viele Eindrücke mitgenommen, wo es sich jetzt lohnt hinzuschauen, Dinge anders zu machen.

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Also gab es da ganz konkrete Impulse für Eure Arbeit?

Julia Burmann: Ich nehme ganz viel Motivation mit - weil wir anschlussfähig sind, weil das, was wir tun, als relevant empfunden wird. Insbesondere bei Imke Kerbers Panel habe ich gespürt, dass Energie aufkam, zu bestätigen wie wichtig Friedensarbeit auf zivilgesellschaftlicher und lokaler Ebene ist. Die noch mehr ins Zentrum gerückt werden muss bei solchen Konferenzen. Das ist also ein Auftrag für die Zukunft, dass wir daran weiterarbeiten, uns diesen Platz zu schaffen und gut zu besetzen.

Imke Kerber: Stimmt! Für mich war zudem ein Impuls, professionellen Austausch und voneinander lernen noch mehr fokussieren zu wollen. Und die Kraft der Zivilgesellschaft, des Vertrauensaufbaus und das, was oft belächelt wird, als Softskills wirklich auf die Bühne zu heben und zu unterstreichen, wie zentral das für unsere Arbeit ist. Durch unseren Beitrag auf dem Paris Peace Forum haben wir Sichtbarkeit für unsere Arbeit geschaffen und hoffen, dass sie entsprechend in die Zukunft wirkt.

Die Kommunale Konfliktberatung wird im Rahmen des Projekts "Kommunen im Fokus: Konflikte nutzen - Integration gestalten" umgesetzt. Informationen zur Finanzierung des Projekts finden Sie unter "Förderer".

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