
Auf der philippinischen Insel Samal stand Ustadh Akmad O. Dailane, Gemeindeleiter und Islamlehrer, jahrelang vor tiefen Spannungen in seiner Gemeinschaft. Gewalt, Misstrauen und alte Konflikte prägten das Zusammenleben. „Früher war ich streng – ich konnte weder Ungehorsam gegenüber den Lehren des Islam noch offene Fragen zulassen. Lächeln fiel mir schwer“, erinnert sich der Imam.
2022 begann für ihn eine neue Reise: Gemeinsam mit anderen lokalen Führungspersonen nahm er an einer vierteiligen Trainingsreihe zur gewaltfreien Konflikttransformation teil, organisiert von Pro Peace und dem Samal Island Muslim Community Development Center (SIMCDC). Die Reihe trug den Namen Bugsay – das bedeutet „rudern“ auf Cebuano und steht sinnbildlich für den gemeinsamen Weg in Richtung Frieden.
Ustadh Akmad sprich vor einer Grupe offen über sein persönliches Wachstum. Sein Mut von seinem Weg zu erzählen, inspierert auch andere.
Die Teilnehmenden lernten, gesellschaftliche Spannungen zu analysieren, strukturelle Gewalt zu erkennen und gewaltfreie Kommunikation anzuwenden. Bugsay knüpfte bewusst an traditionelle Rollen wie Imame, Dorfchefs oder Älteste an und verband diese mit neuen friedensfördernden Ansätzen.
„Je mehr wir über unsere Konflikte lernten, desto komplexer wurden sie – aber auch unsere Verantwortung wuchs“, sagt Ustadh Akmad. Heute vermittelt er in lokalen Streitfällen und arbeitet mit der nationalen Kommission für indigene Völker an gerechteren Landrechten. Auch als religiöser Führer setzt er nun auf Dialog statt Dogma.
Die Wirkung der Trainings zeigt sich nicht nur in einzelnen Biografien, sondern auch im Wandel ganzer Gemeinden. Ein Teilnehmer brachte es so auf den Punkt: „Frieden ist wie das Rudern in einem Boot – man kommt nur voran, wenn alle gemeinsam anpacken.“
Samal Island und der Friedensprozess
Trotz des Bangsamoro-Friedensprozesses fühlen sich muslimische Minderheiten auf Samal ausgeschlossen – sie leben außerhalb der im Prozess geschaffenen Autonomieregion. Politische Marginalisierung, Landkonflikte, Vertreibungsdrohungen und Einschüchterung sind Realität für viele. Das Zusammentreffen von externen und internen Spannungen war der Grund, warum Pro Peace Samal als Projektregion für gewaltfreie Konflikttransformation gewählt hat.