Oops, they did it again!

von Oliver Knabe

Die Bundeswehr wirbt offensiv um Nachwuchs. Auch bei Minderjährigen. Oliver Knabe, Vorsitzender des Vorstands im forumZFD, hat dazu einen klaren Standpunkt.
Bundeswehr Kampagnenmotiv "Mach was wirklich zählt"
© Bundeswehr

Zweimal hat sich der deutsche Staat in den vergangenen zwölf Monaten persönlich an meine 17-jährige Tochter Dunja gewandt. „Mach, was wirklich zählt“, heißt es auf dem Umschlag. Ausgezeichnet, denke ich, eine Einladung zum politischen und gesellschaftlichen Engagement.

Doch Fehlanzeige: „FLECKTARN HAUTNAH“, heißt es in großen Lettern. Auf zur „Bundeswehr-Challenge!“ Absender ist das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, das in flotter Sprache meine minderjährige Tochter für den freiwilligen Wehrdienst anwirbt. Eine „prima Möglichkeit, einen Zeitraum sinnvoll zu überbrücken“ heißt es weiter. Dazu strahlt eine junge Frau in Flecktarn-Uniform auf Hochglanzpapier meiner Tochter entgegen.

Mit welchem Gesicht präsentiert sich hier unser Staat den Jugendlichen? Ausgerechnet die Bundeswehr erhält das Vorrecht, alle Minderjährigen in unserem Land persönlich anzuschreiben.

2.128 Soldaten und Soldatinnen waren im vergangenen Jahr bei Dienstantritt noch nicht volljährig, darunter 448 junge Frauen. Das sind mehr minderjährige Rekrutinnen und Rekruten als je zuvor. Ein beschämender Rekord. Das kritisieren auch der Evangelische Militärbischof Sigurd Rink und
unsere Mitgliedsorganisation, die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK).

Stolze 6,5 Millionen Euro Steuergelder ließ man sich allein im letzten Jahr eine Werbekampagne für die Bundeswehr kosten. Eine Youtube-Serie warb unter Jugendlichen für das 'Abenteuer Bundeswehr'.

Ich bin wütend über diese vertane Chance, Steuergelder sinnvoll einzusetzen. Zum Beispiel, um auf die Möglichkeiten aufmerksam zu machen, wie sich junge Menschen für eine gerechte, eine friedliche Gesellschaft einsetzen können. Beim forumZFD wie in vielen anderen gemeinnützigen Organisationen können junge Menschen einen Freiwilligendienst machen und sich ein Jahr für den Frieden engagieren.

Während ich meine Meinung zu Papier bringe, ist meine Tochter zusammen mit einer Freundin am Rande der Landwirtschaftsmesse in Berlin auf einer Demonstration für nachhaltige, ökologische Landwirtschaftspolitik. „Landgrabbing ist Ursache für viele Konflikte“, erklärt sie mir. „Mach die Welt sicherer!“, lädt die Bundeswehr zum Soldatenberuf ein. Meine Tochter ist schon längst dabei, an weitaus sinnvollerer Stelle.

P.S. „Wir haben es satt!“, hieß Dunjas Demo. Stimmt genau.
Wir haben uns die Adresse www.mach-was-wirklich-zaehlt.eu in Anlehnung an den Slogan der  Bundeswehrkampagne gesichert. Sie verlinkt jetzt auf unsere Kampagne für eine Politik der Vernunft. Diesen Link können Sie mit gutem Gewissen verbreiten.

Oliver Knabe ist Vorsitzender des Vorstands des forumZFD.